Ein Paar braune Stiefel

Als „ein überaus packendes Stück Zeitgeschichte“ hat die Abendzeitung das Buch "Ein Paar braune Stiefel - Leben und Leiden einer Münchner Arbeiterin in schweren Zeiten" beschrieben. Und in der Tat, man fragt sich nach der Lektüre der Memoiren von Rosa König, wie diese Frau dem fast unsagbaren Elend trotzen konnte, das sie durchlitten hat: vermutlich hätten andere Menschen ihren Lebensmut verloren oder das Erlebte hätte sie verbittert. Nicht so Rosa König – sie ließ sich das Heft nicht aus der Hand nehmen, weil es ja um ihr Leben ging. Das Zeugnis, das diese Frau uns hinterließ, macht demütig und oft auch sprachlos – gerade weil es ihr nicht um geschliffene Formulierungen ging, sondern um die reine Essenz der Wahrheit. So ist es ein Geschenk an uns alle, dass Wolfgang Stoephasius, der Mann von Renate Stoephasius – Rosa Königs Enkelin – die Erinnerungen von Rosa König so akribisch wie einfühlsam und geduldig zusammengetragen, recherchiert und bearbeitet hat. Entstanden ist die Würdigung einer starken Frau: Geboren 1895 als Rosa Pircher in Südtirol. Als Rosa noch Kind war, zog der Vater mit der Familie nach München. Hier verunglückte er später beim Bau der Josephskirche tödlich – nur eines von vielen Ereignissen, mit denen Rosa konfrontiert war. Es folgten eine trostlose Kindheit unter einem brutalen Stiefvater, ein Leben in katholischen Fürsorgeheimen, die frühe Ehe mit einem empathielosen Mann und die Geburten von drei Töchtern. Später ließ sie sich scheiden und stand „ihren Mann“ als Arbeiterin bei BMW und anderen Münchner Betrieben. Erst mit fast 74 Jahren hörte sie auf zu arbeiten.